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Wir haben Einlesehefte zu Nina Haratischwilis 1.100 Seiten Buch im Laden. Darin ein Interview mit der jungen Autorin und eine Leseprobe. Wem kann ich ein Heftchen schicken? Einfach hier einen Kommentar abgeben, eine Mail schicken, oder gleich im Laden abholen.
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Merz

Klaus Merz: „Jakob schläft“
Eigentlich ein Roman
Haymon Verlag € 9,95

Es gibt doch immer Wiederentdeckungen. Und dann gleich was für eine. 1997 kam dieser schmale Roman („Eigentlich ein Roman“) heraus und schnell machte er die Runde, als ein Buch, das man wirklich gelesen haben muss. Jetzt erscheint es als Taschenbuch im Hausverlag Haymon, nachdem er schon bei S.Fischer als Taschenbuch zu haben war.
Klaus Merz ist einer der ganz ruhigen, klugen Autoren, die sich nicht in den Vordergrund drängeln, die in verschiedenen Bereichen (z.B.Kunst) versiert schreiben und doch nicht den großen Durchbruch schaffen. Kappacher ist auch so einer, oder  Genazino. Wobei beide mit höchsten Preisen ausgezeichnet worden sind.
„Jakob schläft“ ist die Geschichte einer Familie aus Merzens Kindheit. Alle sind vom Schicksal schwer gebeutelt und doch erzählt der Autor die einzelnen Ereignisse mit einer leichten Lakonie, mit pointiertem Witz und frechen Wortwendungen.
Jakob ist der älteste Sohn der Familie und kam tot zur Welt, der jüngere Bruder hat einen Wasserkopf und wird Sonne genannt. Den Vater erwischen immer wieder epileptische Anfälle und die Mutter verfällt in tiefe Melancholie. Und so weiter. Ich mag gar nicht weiter ausholen. Ausser der Hauptperson, dem Buben, sind alle geschlagen von ihrem Schicksal und stürzen sich zu Tode, fliegen vom Himmel, oder verblöden durch einen Kuhtritt.
Wie Merz dies aber in wenigen Sätzen, in kurzen Kapiteln aufnotiert hat, ist schon weltmeisterlich. Allein schon seine Fahrten auf dem Rad mit Hilfsmotor sind eine Wucht. Für diejenigen, die bei der Lesung von Silivia Trummers „Vierhändig“ dabei waren, können etwas von der Art und Weise dieses Buches erahnen. Auch dort wurden einschneidende Ereignisse mit großer Leichtigkeit beschrieben.
Gut, wenn es die Zeit zulässt und wenn die Bücher so schön schmal sind, immer wieder mal einen Blick zurück zu tun und nicht nur auf Neuerscheinungen zu schielen und sich an Bestsellerlisten zu orientieren.
Und wenn Klaus Merz jetzt im Oktober den Literatur Nobelpreis bekommt, dann sagt nicht, ich hätte ihn hier nie erwähnt. (Ha!)

Leseprobe

Klaus Merz, geboren 1945 in Aarau, lebt in Unterkulm/Schweiz. Zahlreiche Auszeichnungen, u.a. Hermann-Hesse-Literaturpreis 1997, Gottfried-Keller-Preis 2004, Aargauer Kulturpreis 2005, Werkpreis der schweizerischen Schillerstiftung 2005 sowie zuletzt Basler Lyrikpreis und Friedrich-Hölderlin-Preis (beide 2012)