Dienstag, 25.Oktober

Heute haben
Pablo Picasso * 1884
Peter Rühmkorf * 1929
Harold Brodkey * 1930
Anne Tyler * 1941
Leif Davidsen * 1950
Jakob Hein * 1971
Geburtstag
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Hoffmann von Fallersleben
Äpfellese

Das ist ein reicher Segen
In Gärten und an Wegen!
Die Bäume brechen fast.
Wie voll doch Alles hanget!
Wie lieblich schwebt und pranget
Der Äpfel goldne Last!

Jetzt auf den Baum gestiegen!
Lasst uns die Zweige biegen,
Dass jedes pflücken kann!
Wie hoch die Äpfel hangen,
Wir holen sie mit Stangen
Und Haken all‘ heran.

Und ist das Werk vollendet,
So wird auch uns gespendet
Ein Lohn für unsern Fleiß.
Dann zieh’n wir fort und bringen
Die Äpfel heim und singen
Dem Herbste Lob und Preis.
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Unser Buchtipp


Elisabeth R.Hager: „Der tanzende Berg
Klett-Cotta Verlag € 22,00

Vor ein paar Jahren war Elisabeth Hager mit einem Roman auf der Liste zum Deutschen Buchpreis und wir bekamen eine Lesung mit ihr zugelost. Ich kann mich an einen herrlichen, lustigen, hintergründigen Abend erinnern, mit einer sehr sympathischen Autorin.
Jetzt also ihr dritter Roman, der auch wieder in Tirol spielt, dort wo Frau Hager auch geboren ist und teilweise noch lebt.
Diese Mal geht es um zwei Frauen, die von der Dorfgemeinschaft nicht aktzeptiert werden. Marie, die Hauptperson, kehrt nach einigen Jahren aus Wien zurück, übernimmt die Arbeit ihres verstorbenen Onkels und stopft Tiere aus („Sag ja nie ausstopfen“). Leider kann sie davon nicht leben, da die Männer in der Gegend so eine Arbeit nicht von einer Frau akzepieren. Somit lebt Marie von selbstausgedachten Wolderdinger, die sie an Touristen verkauft. Butz, die zweite Frau, ist groß, dick und somit per se schon eine Aussenseiterin in dieser männerdominierten Bergwelt. Und es gibt noch Youni, der als Kind als Geflüchteter aus dem Ex-Jugoslawien, ins Dorf kam. Er konnte nie Fuß fassen, wurde zum Geliebten von Marie, stürzt aber ins Drogenmillieu ab, als sie in Wien lebte.
Der ganze Roman spielt an einem Tag, an dem der reiche Hotelbesitzer seiner Tochter zum Geburtstag, ihr gerade verstorbenes Hündchen originalgetreu präpariert präsentieren möchte.
Marie hat nur ein paar Stunden für ihre Arbeit. Während dieser Zeit kommen all die Erinnerungen wieder hoch, die für sie so prägend waren in diese Männerwelt, die alles bestimmt und hat ein explosives Ende, das sich die beiden Frauen in ihrer Phantasie so oft gewünscht haben.
In einer luftig leichten Sprache, mit vielen skurilen Einschüben geht es um Individualität und Einzigartigkeit, um das Gemeinsame von Natur und Kultur, um Leben, Tod und um das Konservieren von Erinnerungen.
Eine tolle Lektüre.


Samstag

Heute haben
Alfred Döblin * 1878
und
Jorge Amado * 1912
Geburtstag
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Dieses Sommergedicht klingt schön, will aber so gar nicht in die Nebelsuppe auf der Alb passen. Vielleicht wird’s ja noch was?

Heinrich Hoffmann von Fallersleben
Sommermorgen

O Sommermorgen, wie bist du so schön,
so schön im Tal und auf den Höhn!

Wenn’s Morgenrot aus Osten strahlt
und golden den Saum der Wolken malt,

Und mit immer glänzend röterer Glut
auf den Wipfeln der dunkelen Wälder ruht;

Wenn Halm‘ und Blumen in Flur und Au
frisch duften im kühlen Morgentau;

Wenn durch des Waldes Stille der Quell
vorüber rieselt silberhell;

Wenn durch die Blätter säuselt der Wind
und im Felde die Lerch‘ ihr Lied beginnt:

Dann muss das Herz in Andacht beben
und auch gen Himmel sein Lied erheben.
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Unser Musiktippp für’s Wochenende:

Norby

Caecilie Norby: „Silent Ways“
mit Lars Danielsson, Laszek Mozdzer und Nguyen Le
ACT CD € 19,99

Leonard Cohen, Bob Dylan, Paul Simon auf einer Scheibe? Geht das? John Fogerty (von Creedence Clearwater Revival) noch dazu? ??? Ja, es geht. Die große Dame des dänischen Jazz hat ihr Lieblingslieder von damals ausgekramt, neubearbeitet und mit genialen Musiker und Freundin neu eingespielt. Mit dabei Ehemann und Produzent Lars Danielsson am Bass, der charismatische Gitarist Le, den wir schon in Langenau erleben durften und Leszek Mozdzer verbindet am Schlagzeit die osteuropäische Tradition mit dem skandinavischen Jazz.
„Silent Ways“ ist eine ruhige Scheibe und wenn Sie sich das Video von „Stepping Stone“ anschauen, dann wollen Sie den ganzen Schnee gar nicht sehen. Also schnell wegdenken und den lockeren Groove und die warme Stimme genießen. Vielleicht am Samstagabend, wenn die Sonne wieder rot am Horizont versinkt, oder am Sonntagmorgen, wenn die Lebensgeschwindigkeit etwas heruntergefahren ist. Bei „Papa Was A Rolling Stone“ können Sie kaum glauben, dass so eine Variante überhaupt möglich ist, in der sogar türkische Elemente einfließen, bevor das Klavier zu fließen beginnt. Kurz danach noch Dylans „Like A Rolling Stone“ und die Musik rollt und rollt und rollt.

Genießen Sie die Videos.