Freitag

Buecher_ueber_Nacht

Heute haben
Peter Rosegger *1843
Primo Levi * 1919
Walter Vogt * 1927
Cees Nooteboom * 1933
Martin Mosebach * 1951
Joanne Rowling * 1965
Nina Bouraoui * 1967
Geburtstag
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Unser Filmtipp der Woche:
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„Der Tatortreiniger“

Staffel 1 € 9,95
Staffel 2 € 12,95
Staffel 1+ 2 Blu-ray € 19,95
Staffel 3 € 14,95
Staffel 4 € 14,95

Gute Serien aus Deutschland? Geht nicht? Geht doch! Bjarne Mädel spielt Heiko „Schotty“ Schotte, der als Gebäudereiniger (mit Spezialisierung zum Tatortreiniger) Spuren des Ablebens von Menschen an Tatorten beseitigt. Er beginnt dort, wo andere Leute nicht mehr können, so sagt er. Nun denken Sie aber nicht, dass es hier brutal blutig zugeht. Nein! Im Gegenteil. Im Hintergrund sehen wir zwar großflächige Blutspuren, aber Schotty sieht das alles sehr gelassen und schaut sich erstmal das Fußball des HSV in Ruhe in der Wohnung des Toten an. Dass diese Person dann auch noch Besuch von einer jungen Dame bekommt, stört den Tatortreiniger überhaupt nicht und er nimmt dies zum Anlass, eine Flasche Sekt (aus dem Bestand des Toten) zu öffnen und gemeinsam mit dem Besuch zu trinken.
In einer anderen Folge trifft er auf eine steinreiche Hamburger Dame, in deren Villa jemand die Treppe hinuntergestolpert und dabei gestorben ist. Schotty Schotte kommen diverse Zweifel an den Aussagen der extrentrischen Dame. Als sie im aber ihren Sportwagen vermacht (damit er nicht gegen sie aussagt), schwankt unser Mann in weiss schwer. Leider fährt er doch wieder mit seinem Geschäftsauto weiter, weil…. Schauen sie selbst. Für uns Lesende ist die Folge mit dem Schriftsteller mit Schreibhemmung ein extra Leckerbissen.
Bjarne Mädel, den wir als Ernie in „Stromberg“ und als Polizisten in „Mord mit Aussicht“ kennen, spielte dort die Personen, auf denen herumgetrampelt wurde. Er spielte die etwas gescheiterten, dümmlichen Typen, die immer für einen Lacher gut sind. Hier als Tatortreiniger bekommt er endlich Platz um sein Können zu zeigen. Wie in einem Kammerspiel treffen in den jeweils 28 Minuten wenige Personen aufeinander und es entsehen Dialoge und Humor so einmal um die Ecke und sehr pointiert. Die Serie wurde für den Grimme Preis nominiert und ähnelt auch ein wenig an „Ditsche“, der auch mit wenigen Personen seine jeweiligen Folgen bestritt.
Das ARD kann sich freuen, dass sie den „Tatortreiniger“ im Programm hat, der sich von den dort ansässigen Serien wegen seines speziellen Humors deutlich nach oben absetzt.

Homepage zur Serie

Komplette Folge

Komplette Folge

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Kommenden Dienstag: „Die erste Seite“ mit Clemens Grote, vier Büchern und einem pünktlichen Start um 19 Uhr.

Donnerstag

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Heute haben
Emily Bronte * 1818
Dominique Lapierre * 1931
Renate Feyl * 1944
Geburtstag
und der Nobelpreisträger Patrick Modiano wird heute siebzig.
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Unser Buchtipp. Heute für die Kleinen:

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Linda Sarah / Benji Davies: „Beste Freunde“
Aus dem Englischen von Johanna Hohnhold
Aladin Verlag € 12,90
Bilderbuch ab 4 Jahren

Was brauchen zwei Jungs mehr, als jeder einen großen Karton und einen Hügel. Tagelang sind Ben und Eddy unterwegs in und mit ihren Abenteuern. Sie sind Könige, Ritter, Astonauten, oder Piraten, die Wind und Wellen bezwingen. Aber eines sind sie immer: Ganz dicke Freunde. Auch ohne ihre Kartons sind sie voller Ideen. Sie rennen, segeln, springen, fliegen, quatschen, klettern und sind manchmal auch mucksmäuschestill. Ein tolles Team, die beiden. Bis eines Tages Sam, mit der schicken Mütze mit Ohrenklappe, mit einem großen Karton den Hügel heraufkommt und sie fragt, ob er auch mit spielen darf. Klar, kein Problem, lautet die Antwort. Aber so ein richtiges gemeinsames Spiel wird das nicht, denn Ben fühlt sich ausgegrenzt und meint, dass Eddy nur noch mit Sam, dem neuen, spielen will. Er zertrampelt seinen Karton mit Wut, versteckt sich daheim und will von den beiden nichts mehr wissen. Das merken auch Sam und Eddy und sie klingeln bei ihm. Aber er hält sich versteckt, obwohl er die beiden und ihre Abenteuer mit den Karton vermisst. Eddy und Sam versuchen es wieder, klingeln und rufen, er solle rauskommen, sie hätten ein Geschenk für ihn. Da öffnet Ben ganz vorsichtig die Türe und sieht nicht nur ein paar Kisten, sondern eine riesengroße, bemalte Seifenkiste mit Fahnen daran. Und was die die drei gemeinsam jetzt mit diesem Ungetüm machen, schauen Sie selbst im Buch nach. Zumal wir noch einige Seiten vor uns haben, bis das Buch mit dem Satz endet: „Und eines sind sie immer: richtig dicke Freunde.“

Website von Benji Davies mit Abbildungen aus dem Buch.

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Am kommenden Dienstag gibt es wieder eine erste Seite.
Wir beginnen, wie immer um 19 Uhr und Clemens Grote liest aus folgenden Büchern.

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Katja Böhm stellt vor:
Lily King: Euphoria

Rasmus Schöll stellt vor:
Ralf Rothmann: Im Frühling sterben
Don Winslow: Das Kartell

Samy Wiltschek stellt vor:
Andreas Maier: Der Ort

Mittwoch

Heute haben
Simon Dach * 1605
August Stramm * 1874
Chester Himes * 1909
Harry Mulisch * 1927
Wolfgang Bittner * 1941
Sten Nadolny * 1942
Geburtstag

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Das trifft sich gut.

Heute hat August Stramm Geburtstag und ich stelle zwei Gedichtbände aus dem Reclam Verlag vor. Im Expressionismus-Bändchen taucht dann auch unser Geburtstagskind auf.

August Stramm
Begegnung

Dein Gehen lächelt in mich über
Und
Reißt das Herz.
Das Nicken hakt und spannt.
Im Schatten deines Rocks
Verhaspelt
Schlingern
Schleudert
Klatscht!
Du wiegst und wiegst.
Mein Greifen haschet blind.
Die Sonne lacht!
Und
Blödes Zagen lahmet fort
Beraubt beraubt!

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„Der Sturm ist da“
Gedichte des Expressionismus

Hrsg.: Bode, Dietrich
Reclam RUB € 2,80

„Es schlug mein Herz“
Deutsche Liebeslyrik

Hrsg.: Wagener, Hans
Reclam Verlag € 34,95
Reclam RUB € 9,80

Das Bändchen mit den Gedichten des Expressionismus ist eine Neuausgabe, die deutsche Liebeslyrik gibt es sowohl als gelbes Reclam-Heftchen von 2006, als auch jetzt ganz aktuell in der schönen gebundenen Reclam-Reihe.
„Der Sturm ist da“ stellt 50 Gedichte von 28 Autoren vor, die einen Querschnitt von Gedichten zeigen, die zwischen 1910 und 1920 entstanden sind und die Zerrissenheit, die Aufbruchstimmung, die gesellschaftlichen Veränderungen, wie auch die Brutalität des Großen Krieges zeigen. Von politischen Gedichten, wie das „Weltende“, bis hin zu Liebesgedichten in einer noch nie dagewesenen Form.

Paul Boldt
Junge Pferde

Wer die blühenden Wiesen kennt
Und die hingetragene Herde,
Die, das Maul am Winde, rennt:
Junge Pferde! Junge Pferde!

Über Gräben, Gräserstoppel
Und entlang den Rotdornhecken
Weht der Trab der scheuen Koppel,
Füchse, Braune, Schimmel, Schecken!

Junge Sommermorgen zogen
Weiß davon, sie wieherten.
Wolke warf den Blitz, sie flogen
Voll von Angst hin, galoppierten.

Selten graue Nüstern wittern,
Und dann nähern sie und nicken,
Ihre Augensterne zittern
In den engen Menschenblicken.

Henriette Hardenberg
Wir werden

Wir werden herrlich aus Wunsch nach Freiheit.
Der Körper dehnt sich,
Dieses Zerrende nach geahnten Formen
Gibt ihm Überspannung.
Schwere Hüften schauern sich zu langem Wuchse.
Im Straffen beben wir vor innerem Gefühl —
Wir sind so schön im Sehnen, daß wir sterben könnten

Jakob van Hoddis
Weltende

Dem Bürger fliegt vom spitzen Kopf der Hut,
In allen Lüften hallt es wie Geschrei.
Dachdecker stürzen ab und gehn entzwei
Und an den Küsten – liest man – steigt die Flut.

Der Sturm ist da, die wilden Meere hupfen
An Land, um dicke Dämme zu zerdrücken.
Die meisten Menschen haben einen Schnupfen.
Die Eisenbahnen fallen von den Brücken.

Else Lasker-Schüler

Es ist ein Weinen in der Welt,
als ob der liebe Gott gestorben wär,
und der bleierne Schatten, der niederfällt,
lastet grabesschwer.

Komm, wir wollen uns näher verbergen…
Das Leben liegt in aller Herzen
wie in Särgen.

Du! Wir wollen uns tief küssen –
Es pocht eine Sehnsucht an die Welt,
An der wir sterben müssen.

In der Sammlung von Liebeslyrik „Es schlug mein Herz“, geht es vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Was gibt es Schöneres, als verliebt zu sein und wie schlimm ist es, wenn einem das Herz gebrochen wurde. Hier finden Sie für jeden Herzenszustand das Richtige. 150 Gedichte von Walther von der Vogelweide über Goethe bis zu Jan Wagner, Ludwig Steinherr und Friederike Mayröcker.
Ein paar ältere (rechtefreie) Gedichte haben ich angefügt, plus eines, das in allen Bänden vor kommt.

Dû bist mîn, ich bin dîn.
des solt dû gewis sîn.
dû bist beslozzen
in mînem herzen,
verlorn ist das slüzzelîn:
dû muost ouch immer drinne sîn.

Johann Georg Jacobi
Der erste Kuß

Leiser nannt‘ ich deinen Namen
Und mein Auge warb um dich:
Liebe Chloe! näher kamen
Unser beider Herzen sich.

Und du nanntest meinen Namen;
Hoffen ließ dein Auge mich:
Liebe Chloe! näher kamen
Unser beider Lippen sich.

O! es war ein süßes Neigen;
Bis wir endlich, Mund an Mund,
Fest uns hielten, ohne Zeugen:
Und geschlossen war der Bund.

Johann Wolfgang Goethe
Ob ich dich liebe, weiß ich nicht

Ob ich dich liebe, weiß ich nicht.
Seh ich nur einmal dein Gesicht,
Seh dir ins Auge nur einmal,
Frei wird mein Herz von aller Qual.
Gott weiß, wie mir so wohl geschicht!
Ob ich dich liebe, weiß ich nicht.

Detlev von Liliencron
Glückes genug

Wenn sanft du mir im Arme schliefst,
Ich deinen Atem hören konnte,
Im Traum du meinen Namen riefst,
Um deinen Mund ein Lächeln sonnte –
Glückes genug.

Und wenn nach heißem, ernstem Tag
Du mir verscheuchtest schwere Sorgen,
Wenn ich an deinem Herzen lag
Und nicht mehr dachte an ein Morgen –
Glückes genug.

Und dann noch „Anna Blume“, das wunderbare expressionistische Liebesgedicht:

Kurt Schitters
An Anna Blume

Oh Du, Geliebte meiner 27 Sinne, ich liebe Dir!
Du, Deiner, Dich Dir, ich Dir, Du mir, —- wir?
Das gehört beiläufig nicht hierher!
Wer bist Du, ungezähltes Frauenzimmer, Du bist, bist Du?
Die Leute sagen, Du wärest.
Laß sie sagen, sie wissen nicht, wie der Kirchturm steht.
Du trägst den Hut auf Deinen Füßen und wanderst auf die Hände,
Auf den Händen wanderst Du.
Halloh, Deine roten Kleider, in weiße Falten zersägt,
Rot liebe ich Anna Blume, rot liebe ich Dir.
Du, Deiner, Dich Dir, ich Dir, Du mir, —– wir?
Das gehört beiläufig in die kalte Glut!
Anna Blume, rote Anna Blume, wie sagen die Leute?
Preisfrage:
1. Anna Blume hat ein Vogel,
2. Anna Blume ist rot.
3. Welche Farbe hat der Vogel?
Blau ist die Farbe Deines gelben Haares,
Rot ist die Farbe Deines grünen Vogels.
Du schlichtes Mädchen im Alltagskleid,
Du liebes grünes Tier, ich liebe Dir!
Du Deiner Dich Dir, ich Dir, Du mir, —- wir!
Das gehört beiläufig in die —- Glutenkiste.
Anna Blume, Anna, A—-N—-N—-A!
Ich träufle Deinen Namen.
Dein Name tropft wie weiches Rindertalg.
Weißt Du es Anna, weißt Du es schon,
Man kann Dich auch von hinten lesen.
Und Du, Du Herrlichste von allen,
Du bist von hinten, wie von vorne:
A——N——N——A.
Rindertalg träufelt STREICHELN über meinen Rücken.
Anna Blume,
Du tropfes Tier,
Ich——-liebe——-Dir!