Samstag

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Jetzt steht schon ne 20 auf dem Kalender und die Ziellinie ist in Sicht.

Heute wird
Friederike Mayröcker 90 Jahre alt.
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Liebe Birte Müller und Familie. Vielen Dank für das jährliche Weihnachtsvideo
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Das Beste vom Besten von 2014:

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Mawil: “Kinderland”
Reprodukt € 29,00

Einfach grossartig was Mawil hier in dieses dicke Buch gepackt hat. Über 290 Seiten, voll mit Comic-Bildchen. Wie er den kleinen, vorbildlichen Schüler Mirco (“Mirgo”, wie ihn seine sehr kleine Schwester nennt) darstellt, ist einfach toll.

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Wir befinden uns in der DDR des Jahres 1989. Micro lebt einer Familie, die christlich orientiert ist. In der Kirche ministriert er auch ab und an. Gleichzeitig ist er natürlich im ganz normalen DDR-Alltag integriert. FDJler in der Schule prägen den Alltag um ihn herum. Bis eines Tages ein Mitschüler auftaucht, der in die Parallelklasse kommt. Er ist anders. trägt auch keine Uniform bei Festtagen, benimmt sich anders. Obwohl er einen Kopf größer als Mirco ist, hilft er ihm, als Mirco sich mit dem Bus verfahren hat und er zu spät in die Schule kommt. Mawil packt immer wieder witzige Momente, berlinerische Sprüche in seine Bilder. Und gerade der neue Mitschüler hat einen wilden Slang drauf. Zwischen den beiden entwickelt sich eine schöne Freundschaft und als Mirco Probleme mit den älteren Schülern bekommt, steht ihm immer wieder der Neue bei.
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Mawil malt für uns diese Wochen und Monate vor dem Mauerfall wie ein normaler Sommer. Mirco hört zwar immer wieder von “Rübermachen”, Schüler tauchen nicht mehr auf und sogar Lehrer bleiben vom Unterricht fern. Als Mirco seine Russischlehrerin besucht (eine ganz harte in der Schule), sehen wir, wie sie gerade noch rechtzeitig das Westfernsehen ausschaltet und den “Spiegel” versteckt. Doch all dies bekommt er gar nicht mit. Für ihn entwickelt sichdas Tischtennisspielen zu seinem Lebensmittelpunkt. Hier kann er es den Großen zeigen. Das geht sogar so weit, dass seine Mitschüler ihn dazu auswählen, ein Turnier zu organisieren. Alles gar nicht so einfach, wenn in der Schule nur eine Platte, aber keine Netz vorhanden ist und wenn Bälle Mangelware und “Kellen” durch Bücher ersetzt werden. Aber es kommt mal wieder anders. Wie so oft im Leben. Die Mauer fällt und Mircos Eltern fahren für einen Tag nach Westberlin. Mirco ist sauer, gekränkt – kann er doch am Turnier nicht teilnehmen. Er findet jedoch in einem Kaufhaus einen Tischtennisschläger und kauft sie seinem Freund.

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Mawil schafft es in seinen vielen Bildern eine warmherzige, freundliche, freche und ehrliche Geschichte zu erzählen, die vor 25 Jahren hier in Deutschland passiert ist. Eine Jungenfreundschaft, eine Entwicklungsgeschichte und eine entscheidende Situation in der deutschen Geschichte, die von den Schülern gar nicht, oder nur am Rande bemerkt worden ist.

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Robert Seethaler: “Ein ganzes Leben”
Hanser Berlin Verlag € 17,90
als eBook € 13,99

Robert Seethaler hat uns das bestverkaufte Buch des Jahres beschert. “Der Trafikant”, den es als Taschenbuch für € 9,90 im Verlag “Kein und Aber” gibt, überholt bei uns alle anderen Bestseller um Längen. Dies kann aber nur so funktionieren, dass die KundInnen, die das Buch gelesen haben so begeistert sind, dass sie es gleich mehrfach für ihre FreundInnen brauchen.
Jetzt hat Seethaler den Verlag gewechselt, lebt in Berlin und nicht mehr in Wien, aber kann vielleicht seinen Erfolg mit diesem neuen Buch wiederholen: Wir werden ihn darin unterstützen.
Seethaler bleibt Österreich treu, zumindest in der literarischen Welt. Es ist nicht mehr der junge Franz, wie im “Trafikant”, der im Mittelpunkt steht, sondern Andreas Egger. Er wird genauso ins Leben geworfen, wie unser Franz, jedoch auf eine deutlich härtere Gangart. Als vierjähriger Waise landet er bei seinem Onkel auf dem Land. Ein schönes Leben hat er dort nicht, da der Onkel ihn oft verprügelt und sogar zum Krüppel prügelt. Andreas erträgt dies alles. Er wird kräftig, arbeitet überall, wo es etwas zu tun gibt, bleibt jedoch wortkarg in sich verschlossen. Er fügt sich seinem Schicksal, kennt sich mittlerweile in der Bergwelt sehr gut aus und sieht eine Zukunft als Bauarbeiter beim Seilbahnbau. Hier kommt der Fortschritt in die Bergwelt und die Struktur der ländlichen Welt ändert sich dadurch. Er erlangt dadurch etwas Freiheit und kann sich eine kleine Hütte hoch über dem Dorf herrichten. Als er noch Marie, die in einem Wirtshaus arbeitet, kennenlernt, scheint doch etwas wie Glück in sein Leben zu kommen. Doch dies dauert nicht allzulange, da eine Schneelawine sowohl seine Frau, als auch seine Hütte wegreisst. Seethaler schafft es in seiner ruhigen Sprache das auszudrücken, wie es Andreas im Inneren geht. Er klagt nicht an, nimmt sein Schicksal so wie es kommt. Er kann sowieso nichts daran ändern. Als er im zweiten Durchgang doch noch zu den Soldaten und gleich nach Russland muss, erträgt er seine jahrelange Gefangenschaft stoisch und mit einer großen Gelassenheit. Zurück im Dorf nimmt er sein altes Leben wieder auf.
Robert Seethaler ist in diesem schmalen Roman die Biografie eines einfaches Mannes gelungen, wie ich sie selten gelesen habe. Einfach in der Sprache, einfühlsam und warmherzig und hart in den Tatsachen, lesen wir wie gebannt bis ans Ende in denen Andreas auf seine letzten Herztöne wartet und als keiner mehr kommt, lässt er los und geht.
Seethaler vergisst aber nicht sein großes Angebot von besonderen Typen, wie wir sie aus all seinen Romanen kennen. Es gibt den Ziegenhirten, der versucht vor dem Tod, der “kalten Frau” zu fliehen, oder seinen Mitarbeiter, der einen Arm verliert und wie dieser von seinen Kollegen beerdigt wird (also der Arm, nicht der Mann, der lebt ja noch) und viele andere Personen. Genauso wie viele kleinere Episoden aus dem Leben von Andreas, die Seethaler immer wieder einflicht und so dem Roman das Besondere verleiht. Wir können uns die einzige Busfahrt aus dem Dorf so gut vorstellen, die der alte Andreas unternimmt und an der Endhaltestelle wieder umdreht und wieder dort aussteigt, wo er fast sein ganzes Leben gewohnt und gearbeitet hat.
Seethaler hat mit Andreas Egger eine Person geschaffen, die wir nicht mehr schnell vergessen werden und mit ein wenig Glück kassiert Seethaler mit diesem Roman noch ein paar große Preise ab.

Leseprobe

 

Samstag

Heute haben
Heinrich von Kleist  * 1777
Henri Bergson * 1859
Tibor Déry * 1894
Klaus Kinski * 1926
Geburtstag
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Gestern hatten wir einen vollen Tag und einen vollen und tollen Abend im Buchladen.

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500 verkaufte Exemplare von Robert Seethalers: „Trafikant“ ist schon ein Wort in unserer kleinen Buchhandlung. Es sind, genaugenommen, sogar mehr als die gefeierten Bücher. Rechnen wir die gebundene Ausgabe dazu und die Exemplare, die wir über die Grosshändler bezogen haben, wird die Anzahl noch um ein kleine Summe höher. Egal. Hier also das offizielle, amtliche Ergebnis. Wir freuen uns und wissen natürlich, dass dieser verkaufte Stapel nur daher kommen kann, dass Sie als KundInnen von diesem Buch begeistert sind, und es all Ihren FreundInnen weiterverschenken.
Danke.
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Dann hört das mit den Neuerscheinungen gar nicht auf. Täglich trudeln neue Bücher herein. Dazu kommen noch die grossformatigen Wandkalender, die wir gestern aufgehängt haben.

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Abends dann ein volles Haus mit Martina Jung, Fee Katrin Kanzler, Silke Knäpper und Christiane Wachsmann, den vier Ulmer Frauen, die selbst schreiben und bei uns vorlasen. Drei Romananfänge von noch nicht veröffentlichten Werken und eine Erzählung bekamen wir zu hören. Alle vier Texte waren unterschiedlich im Ton und in der Intention und machten die Lesezeit von über einer Stunde zu einem kurzweiligen Zuhören. Danach entwickelte sich die Buchhandlung zu einem Diskussionsforum, das von mir kaum zu stoppen war. Herrlich laut und lustig ging es zu und nach einer geraumen Zeit fanden wir tatsächlich nochmals zurück auf unsere Stühle und es gab die Möglichkeit, die Autorinnen das eine oder andere zu fragen. Was tatsächlich auch kräftig getan wurde.
Ein herrlicher Abend, der so wahrscheinlich nicht mehr zu wiederholen sein wird.
Danke an die vier Damen und an das tolle Publikum.

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Es wurde reichlich spät und ich kam spät ins Bett, deshalb heute und hier kein Buchtipp, sondern dieser kleine Rückblick auf den gestrigen Freitag.

Ich wünsche Ihnen ein gutes, erholsames Wochenende.

Donnerstag

Heute haben
Peter Rosegger * 1843
Primo Levi * 1919
Walter Vogt * 1927
Cees Nooteboom * 1933
Martin Mosebach * 1951
J.K.Rowling * 1965
Geburtstag
und es ist der 70.Todestag von Antoine de Saint-Exupéry.
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Gestern trafen endlich die sehnlichst erwarteten Neuerscheinungen aus dem Hanser Verlag ein und somit kann ich Ihnen auch den neuen Seethaler hier vorstellen, nachdem das die Süddeutsche schon letzte Woche und die FAZ gestern gemacht hat.

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Robert Seethaler: „Ein ganzes Leben“
Hanser Berlin Verlag € 17,90
als eBook € 13,99

Robert Seethaler hat uns das bestverkaufte Buch des Jahres beschert. „Der Trafikant“, den es als Taschenbuch für € 9,90 im Verlag „Kein und Aber“ gibt, überholt bei uns alle anderen Bestseller um Längen. Dies kann aber nur so funktionieren, dass die KundInnen, die das Buch gelesen haben so begeistert sind, dass sie es gleich mehrfach für ihre FreundInnen brauchen.
Jetzt hat Seethaler den Verlag gewechselt, lebt in Berlin und nicht mehr in Wien, aber kann vielleicht seinen Erfolg mit diesem neuen Buch wiederholen: Wir werden ihn darin unterstützen.
Seethaler bleibt Österreich treu, zumindest in der literarischen Welt. Es ist nicht mehr der junge Franz, wie im „Trafikant“, der im Mittelpunkt steht, sondern Andreas Egger. Er wird genauso ins Leben geworfen, wie unser Franz, jedoch auf eine deutlich härtere Gangart. Als vierjähriger Waise landet er bei seinem Onkel auf dem Land. Ein schönes Leben hat er dort nicht, da der Onkel ihn oft verprügelt und sogar zum Krüppel prügelt. Andreas erträgt dies alles. Er wird kräftig, arbeitet überall, wo es etwas zu tun gibt, bleibt jedoch wortkarg in sich verschlossen. Er fügt sich seinem Schicksal, kennt sich mittlerweile in der Bergwelt sehr gut aus und sieht eine Zukunft als Bauarbeiter beim Seilbahnbau. Hier kommt der Fortschritt in die Bergwelt und die Struktur der ländlichen Welt ändert sich dadurch. Er erlangt dadurch etwas Freiheit und kann sich eine kleine Hütte hoch über dem Dorf herrichten. Als er noch Marie, die in einem Wirtshaus arbeitet, kennenlernt, scheint doch etwas wie Glück in sein Leben zu kommen. Doch dies dauert nicht allzulange, da eine Schneelawine sowohl seine Frau, als auch seine Hütte wegreisst. Seethaler schafft es in seiner ruhigen Sprache das auszudrücken, wie es Andreas im Inneren geht. Er klagt nicht an, nimmt sein Schicksal so wie es kommt. Er kann sowieso nichts daran ändern. Als er im zweiten Durchgang doch noch zu den Soldaten und gleich nach Russland muss, erträgt er seine jahrelange Gefangenschaft stoisch und mit einer großen Gelassenheit. Zurück im Dorf nimmt er sein altes Leben wieder auf.
Robert Seethaler ist in diesem schmalen Roman die Biografie eines einfaches Mannes gelungen, wie ich sie selten gelesen habe. Einfach in der Sprache, einfühlsam und warmherzig und hart in den Tatsachen, lesen wir wie gebannt bis ans Ende in denen Andreas auf seine letzten Herztöne wartet und als keiner mehr kommt, lässt er los und geht.
Seethaler vergisst aber nicht sein großes Angebot von besonderen Typen, wie wir sie aus all seinen Romanen kennen. Es gibt den Ziegenhirten, der versucht vor dem Tod, der „kalten Frau“ zu fliehen, oder seinen Mitarbeiter, der einen Arm verliert und wie dieser von seinen Kollegen beerdigt wird (also der Arm, nicht der Mann, der lebt ja noch) und viele andere Personen. Genauso wie viele kleinere Episoden aus dem Leben von Andreas, die Seethaler immer wieder einflicht und so dem Roman das Besondere verleiht. Wir können uns die einzige Busfahrt aus dem Dorf so gut vorstellen, die der alte Andreas unternimmt und an der Endhaltestelle wieder umdreht und wieder dort aussteigt, wo er fast sein ganzes Leben gewohnt und gearbeitet hat.
Seethaler hat mit Andreas Egger eine Person geschaffen, die wir nicht mehr schnell vergessen werden und mit ein wenig Glück kassiert Seethaler mit diesem Roman noch ein paar große Preise ab.

Leseprobe