Donnerstag

Heute hat Nina Berberowa (*1901) Geburtstag
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Heinrich Heine
An die Engel

Am leuchtenden Sommermorgen
Geh ich im Garten herum.
Es flüstern und sprechen die Blumen,
Ich aber, ich wandle stumm.

Es flüstern und sprechen die Blumen,
Und schaun mitleidig mich an:
„Sei unserer Schwester nicht böse,
Du trauriger, blasser Mann!“
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Unser Buchtipp des Tages:

cover

Das Literarische Colloquium Berlin (Hg.):
S-Bahn nach Arkadien
Das literarische Colloquium Berlin in Wort und Bild
Mit bislang unveröffentlichten Fotografien von Renate von Mangoldt
Verlag Matthes & Seitz Berlin € 19,90

Der Verlag nennt dieses türkischblaugrüne, leinengebundene Bändchen ein „übermütiges Lexikon“. Ich meine, es ist ein Taschenbuch, wie es nicht schöner und informativer sein könnte. Leider ist die Villa am Wannsee etwas zu weit weg von Ulm, als dass ich da mal hinschauen könnte. Umso mehr liefen mir die Augen über, als ich auf einem Blog letzte Woche Bilder vom Sommerfest sah. Der perfekte Ort, das perfekte Wetter und wohl auch jede Menge bücherliebende Menschen. Und da seit Illies‘ Roman „1913“ auf den Buchtiteln ständig mit Zahlen gespielt wird und 1914 (mit dem Beginn des 1.Weltkrieges) sich demnächst jährt, können wir mit diesem Büchle 50 Jahre „Literarisches Colloquium Berlin“ feiern. Besser als jede Festschrift, ist es ein Bilderbuch mit zum Teil unveröffentlichten Fotografien von Volker Altwasser und Tobias Bohm. Auf Seite 65 schaut uns ein junger Enzensberger entgegen, der aussieht, wie der Bösewicht aus einem alten James Bond-Film. Eine lachende Brigitte Kronauer, eine Elfriede Jelinek mit einer Frisur direkt aus der Steckdose. Mit einem jungen Tranströmer und einem nachdenklichen Moravia. Ingo Schulze hüpft mit (seinen) Kindern durch den Garten und Durs Grünbein schaut zu. Passend zur Jahreszeit ein schwitzender Grass aus dem Jahre 1965. Usw. … Dazu, wie gesagt ein Wörterbuch der besonderen Art. Beginnend mit dem Stichwort „1963“. etwas später folgt dann  „Altherrenerotik“. Leider wird hier Herr Karasek nicht erwähnt. Aber auch „Crosisant“ mit Verweis auf „Frikadelle“ und „Ich-Erzähler“ mit Verweis auf „Open Mike“ und die Stichworte „Hunde I“, „Hunde II“ und „Hunde III“. Passend enden diese Worterklärungen mit „Zigaretten“ und „Zusammenarbeit I“ und „Zusammenarbeit II“. All diese Texte sind wiederum von AutorInnen geschrieben und somit auch deutlich mehr als ein Wikipedia-Eintrag.

So können wir in dieses literarische Paradies, in dieses Arkadien zwar nicht mit der S-Bahn fahren, aber diese 50 Jahre Autorenherberge, literarische Werkstatt und Lesetempel, beginnend mit Walter Höllerer, in Kurzform hier nachlesen. Ein toller Einfall, eine prima Idee und wunderschön umgesetzt.
Vielleicht schenkt mir mal jemand ne S-Bahn-Fahrkarte von Ulm an den Wannsee und ich trinke dann ein kühles Gläschen Weisswein (mit Blick auf den See) auf diese Institution und auf die Literatur und die Bücher überhaupt. Bis dahin verkaufe ich im Buchladen dieses Buch und weitere gelungene Bücher, die in den nächsten Wochen kistenweise eintrudeln werden.
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spick

Gefunden auf dem Fotoblog vonUlmer Spickzettel„.