Montag

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Heute hat Frank McCourt (* 1930) Geburtstag.
Was war das für ein Erlebnis, „Die Asche meiner Mutter“ als Neuerscheinung zu lesen. Ein großartiges Buch und unbedingt lesenswert für alle, die es noch nicht kennen.
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Ich wollte doch heute über die Bücher reden, die ich im Urlaub dabei hatte. Das muss nun noch n’Tag warten, da in Ulm gestern „La grande Bellezza / Die große Schönheit“ lief.

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Der italienische Filmregisseur Paolo Sorrentino lässt einen alternden Dandy seinen 65.Geburtstag feiern. Und dies über den Dächern von Rom. Vielmehr auf einer Dachterrasse mit Blick auf das Colosseum. Die ganzen alten und neuen Reichen reihen sich zur Polonaise ein. Sie tanzen zu Discomusik und agieren wie Hampelmänner, denen jedes Maß verloren gegangen ist. Ewige Jugend in der Ewigen Stadt. Jep Gambardella heisst das Geburtstagskind liebt dieses Leben. Er suhlt sich darin und genießt immer im Mittelpunkt zu stehen. Er will nicht zu allen allen Partys eingeladen werden, er will selbst die Party sein. Vor 40 Jahren hat er einen Roman geschrieben, der sogar einen Preis erhalten. Aber welchen nur? Auch das fällt den Menschen im Film nicht gleich ein. Jep schreibt für ein Hochglanzmagazin bitterböse Artikel und Interviews und ist dadurch beliebt und gefürchtet. Er sucht diese dekadente Gesellschaft und lädt auch alle zu sich ein. An seinem Geburtstag fällt ihm auf, dass sein Leben nun doch zu kurz ist, um allen den Mist immer noch weiterzumachen, denn hinter dem unverbesserlichen Verführer verbirgt sich ein Mensch ohne Illusionen, der die ganze Oberflächlichkeit der römischen Gesellschaft voller Langeweile betrachtet. Das süße Leben nervt ihn immer mehr. Somit bricht es immer wieder aus ihm heraus und er sagt diversen Personen die Wahrheit ins Gesicht.
Selten habe ich einen Film von solcher Schönheit und gleichzeitig solcher Dekadenz gesehen. Der junge Paolo Sorrentino, der mit seinem Film „Il divo“ einen kritischen Film über den italienischen Politischer Giulio Andreotti gedreht hat, reiht im Prinzip eine Episode an die andere und hält uns fast drei Stunden hin. Dabei unterlegt er seine extrem schönen Bilder und Kamerafahrten mit viel Musik. Von der erwähnten Discomusik, bis hin zu Arvo Pärt. Sorrentini bedient sich der Filmgeschichte und produzierte nach 50 Jahren eine Art „Dolce Vita“ von Fellini Teil zwei. Den eingebauten Rückblick erinnerte mit an die Verfilmung von Patricia Highsmith „Der talentierte Mister Ripley„. Er ist aber mitten drin im 21.Jahrhundert und zeigt uns die Hohlheit der High Society in der Berlusconi Ära. Mitsamt seinem veramten Adel und den Vertretern der Kirche, die schon Fellini mit großem Spott überschüttet hat.
Es ist ein Film voller Schönheit, der nun wirklich nur richtig wirkt, wenn Sie ihn auf der großen Leinwand sehen. Auf den kleinen Computerchen kann es nicht funktionieren. Er ist voller Banalität und Hohlheit und seine Personen sind nie richtig zu fassen. Nicht einmal Jep. Auch wenn in ihm ein Sinneswandel vorgegangen ist und er eine Freundin vor den Kopf stößt, so tanzt er am Ende des Filmes mit ihr und fände es nicht schlecht, mit ihr ins Bett zu gehen. Wenn auch nicht sofort, dann hätten sie ja noch etwas vor sich.
Was mich natürlich fast umgehauen hat, sind die Blicke in die Innenräume der Pallazzi, den Blick durch das berühmte Schlüsselloch. Wobei hier sogar die ganze Tür geöffnet wird. Die Fahrten auf dem frühmorgendlichen Tiber und, jetzt kommt’s: Ich habe am Samstag den Film „Festmahl im August“ erwähnt und dass ich einen Mitspieler aus dem Film mehrfach in der Bar Calisto getroffen habe. Hier sehen wir Jep plötzlich auch in der Calisto Bar. Zuerst denke ich, das Fußballplakat an der Wand kennste doch und dann Jeps Gang zur Toilette. Ja, das ist die Bar und ich wollte eigentlich auch auf dieses verhaute Örtchen. Aber weder Jep noch ich kamen dann dazu.

Trailer

Noch etwas zum Reinschauen

Die Website des Filmes mit viel Hintergrundinformationen und einem Wettbewerb.

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